gute weine, schlechte weine
wer kennt nicht das zitat „das leben ist zu kurz, um schlechten wein zu trinken.“? johann wolfgang von goethe wird es zugeschrieben, aber wir wissen heute nicht, was er im glas hatte. beziehungsweise doch: es war auf jeden fall ein naturwein, denn die chemische industrie gab es damals noch nicht. das aber ist ein anderes thema, dem ich mich an anderer stelle widmen werde.
schlechter wein – was ist das eigentlich? oder anders formuliert: wann gilt ein wein als gut? hat das etwas mit dem preis zu tun? oder mit der herkunft, der herstellungsmethode, der produzierten menge? so einfach lässt sich die frage nicht beantworten.
subjektiv oder objektiv gut?
zuerst möchte ich mal unterscheiden zwischen dem subjektiven empfinden und objektiven kriterien. subjektiv betrachtet ist ein guter wein zunächst mal ein wein, der mir schmeckt. und für den ich bereit bin, den aufgerufenen preis zu bezahlen, egal, wo ich ihn kaufe. das kann also durchaus ein wein vom discounter sein, der im preisbereich unter 5 € angesiedelt ist. wenn dieser wein auch anderen menschen schmeckt, fühle ich mich bestätigt. und vielleicht bin ich ja auch nicht bereit, mehr für eine flasche wein zu bezahlen.
objektiv betrachtet wird es schwieriger, denn es muss mich ja nicht interessieren, was „man“ für einen guten wein hält. aber nähern wir uns einmal an: bei einem guten wein sollte man die rebsorte schmecken. nunja, das können direkt aus dem glas sicher nur wenige menschen, aber gemeint ist, dass der wein die typischen geschmacksmerkmale der rebsorte besitzt. also beim riesling bespielsweise eine animierende, manchmal auch knackige säure, beim sauvignon blanc aromen von stachelbeere oder paprika.
ein weiterer qualitätsindikator ist es auch, wenn derselbe wein von jahr zu jahr anders schmeckt, je nachdem, wieviel sonne und feuchtigkeit der weinberg im laufe des jahres abbekommen hat. solche unterschiede bilden sich im zucker- und säuregehalt ab, aber auch in der ausprägung von aromen in der traube. bei cuvées, also weinen, bei denen verschiedene rebsorten miteinander verschnitten werden, kann man jahrgangsunterschiede ganz gut ausgleichen, wenn man das „mischungsverhältnis“ anpasst. eine kleine ausnahme muss ich aber hier machen: champagner. hier wird gerade durch das verschneiden verschiedener rebsorten – das sind hier chardonnay, pinot noir und meunier – ein über jahre gleichbleibender geschmack erzielt. nur in den besten jahren werden sogenannte jahrgangs-champagner produziert.
wo kommt der wein her?
auch die herkunft sollte bekannt sein. „deutscher wein“ ist da nicht gerade der top-qualitätsnachweis, können darin trauben aus der ganzen republik verarbeitet sein. Je spezifischer die herkunftsbezeichnung, desto höher die qualität. in deutschland wird mehr und mehr dazu übergegangen, die qualitätsbezeichnungen unserer französischen nachbarn zu übernehmen. Das wären also
– gutsweine (weine aus den weinbergen eines weingutes: die handschrift des winzers
– ortsweine (weine aus den weinbergen eines ortes: hier sprechen wir von terroir)
– lagenweine (weine aus den besten lagen des winzers mit genauer bezeichnung)
in deutschland haben sich im verband deutscher prädikatsweingüter e. V. (vdp) etwa 200 winzer zusammengeschlossen und sich auf strenge qualitätskriterien verständigt, zum beispiel ertragsreduzierung, herkunft und nachhaltiges arbeiten in weinberg und keller. weine mit dem vdp-siegel kann man bedenkenlos als „gut“ ansehen. ich denke, darauf können wir uns leicht verständigen.
der eigene geschmack
was dann schließlich noch dazu kommt, ist das aroma des weins, die textur und der nachhall bzw. nachgeschmack. dazu braucht man noch kein expertenwissen, da helfen schon die eigene nase und der gaumen zur qualitätsbeurteilung. vergessen wir aber bei all dem den erzeuger des weins nicht. ein guter wein sollte auch ihm spaß machen im sinne einer ordentlichen entlohnung für seine arbeit.